Erntedank

Kategorie: Gedenktag / kirchlich

Datum: 1. Sonntag im Oktober (überwiegend genutztes Datum bzw. in der katholischen Kirche immer). In der evangelischen Kirche jedoch gelegentlich auch an einem der Sonntage davor oder danach - meist jedoch ebenfalls am ersten Sonntag im Oktober. In anderen Ländern kann der Termin - nicht zuletzt auch wegen der unterschiedlichen Erntezeiten - variieren.

Verbreitung: bundesweit

Bedeutung Erntedank

An "Erntedank" wird Gott für die Ernte-Erträge (Obst, Gemüse, Getreide, Früchte) und dafür, daß er für die Menschen sorgt, gedankt. Der Mensch begreift sich also als Teil der göttlichen Schöpfung und führt u.a. seine Ernährung auf Gott zurück, wofür gedankt werden soll. Außerdem hängt der Mensch mit seiner Nahrung vom Kreislauf der Natur ab und freut sich über eine gute Ernte (Ernteabschluß-Fest).

Brauchtum Erntedank

Obst, Gemüse und Getreide werden geweiht und vor dem Altar symbolhaft ausgebreitet. Nach der Eucharistiefeier finden häufig Umzüge statt, bei denen eine Erntedankkrone (aus Stroh) durch die Straßen getragen wird.

In ländlichen Gegenden bzw. im Gebirge fällt mit dem Erntedanktag der sogenannte Almabtrieb zusammen. Hierbei werden die Tiere (meist Kühe), die den Sommer auf der Alm verbracht haben, wieder ins Tal zurück getrieben. Die Kühe werden mit buntem Schmuck und Blumen sowie unterschiedlich klingenden Glocken behängt, wobei traditionsgemäß die Tiere nur dann mit Blumen und Kränzen geschmückt werden, wenn es im gleichen Jahr kein krankes oder gestorbenes Vieh gab und wenn auch in der Bauernfamilie niemand verstorben ist.
Der Almabtrieb wird von den Dorfbewohnern begleitet und hat "volksfestartigen" Charakter.

In manchen Gegenden wird aus den Getreidegarben eine "Erntepuppe" gefertigt, die entweder als "Opfergabe" auf dem Feld aufgestellt oder zum Fest mitgenommen wird.

Früher wurde dem Gutsherr an Erntedank häufig eine Erntekrone oder ein Erntekranz übergeben. Danach veranstaltete der Gutsherr ein Fest mit Festessen und Tanz für die Erntehelfer.

In Schottland wird eine "Erntesuppe" ("Hotch-potch") aus Fleisch und Gemüse gegessen.

Geschichte / Ursprung Erntedank

"Erntedankfeste" wurden bereits in vorchristlicher bzw. auch in anderen Religionen gefeiert. In der katholischen Kirche sind Erntedankfeste seit dem dritten Jahrhundert belegt. Im Jahr 1773 wurde erstmalig in Preußen ein regelmäßiges Erntedankfest eingeführt. Für Deutschland legte die deutsche katholische Kirche 1972 den heutigen Termin auf den ersten Sonntag im Oktober fest.

Vor der Entstehung formeller Religionen glaubten viele urzeitliche Bauern, daß die Früchte Geister enthalten, die sie zum Wachsen und absterben bringen. Sie glaubten, daß diese Geister befreit würden, wenn die Früchte geerntet werden und daß sie zerstört werden müssen, da sie sich ansonsten an den Bauern, die sie geerntet haben, rächen würden. Manche Erntefeste feierten den Sieg über diese Geister.

Christentum: Im 1. Buch Mose steht, daß Kain ein Opfer von den Früchten des Feldes und Abel ein Opfer von den Jungtieren seiner Herde brachte.

Das antike Griechenland: Die alten Griechen verehrten viele Götter und Göttinen. Die Göttin der Feldfrüchte war Demeter, die mit dem Thesmosphoria-Fest, welches jeden Herbst gefeiert wurde, geehrt. Am ersten Tag des Festes bauten die verheirateten Frauen (vermutlich als eine Art Verbindung von Geburt von Kindern und dem Anbau von Getreide) Hütten aus Laub und möblierten sie mit Sitzgelegenheiten aus Pflanzen. Am zweiten Tag fasteten sie. Am dritten Tag wurde ein Fest gefeiert und Opfer für die Göttin Demeter dargebracht - Geschenke in Form von Getreidesamen, Kuchen, Früchten und Schweinen. Es wurde gehofft, daß die Dankbarkeit Demeters ihnen eine gute Ernte garantieren würde.

Das antike Rom: Die Römer feierten eine Art Erntefest, das "Cerelia", zu Ehren der Getreide-Göttin Ceres, genannt wurde. Das Fest fand jährlich am 4. Oktober statt. Es wurden der Göttin die ersten Ernteerträge und Schweine geopfert. Die Feierlichkeiten bestanden aus Paraden, Musik, Spielen und Sport.

Die alten Chinesen: Die alten Chinesen feierten ihr Erntefest, Chung Ch'ui, in der Vollmondnacht, die auf den 15. Tag des 8. Monats fällt. Diesen Tag hielt man für den Geburtstag des Mondes und es wurden spezielle "Mondkekse", die wie der Mond rund und gelb waren, gebacken. Auf jedem Keks war ein Hasengesicht zu sehen, das die Chinesen im Mond zu sehen glaubten (im Gegensatz zu unserem "Mann im Mond").

Bei dem Familienfest wurde ein Erntedank-Mahl gegessen, das aus gebratenen Schweinen, Früchten und den Mondkeksen bestand. Man glaubte, daß während des dreitägigen Festes Blumen vom Mond fallen und daß diejenigen Personen, die diese sehen, mit großem Glück belohnt würden.

Der Legende nach soll das Chung Ch'ui - Fest auch als Dank für eine andere Sache dienen. Als China durch feindliche Armeen erobert wurde, die die Kontrolle über die chinesischen Häuser und Vorräte erlangten, waren die Chinesen wohnungslos und hungrig. Viele starben. Um sich zu befreien, beschlossen sie, ihre Invasoren anzugreifen.

Die Frauen backten spezielle Mondkekse, die an alle Familien verteilt wurden. In jedem Keks war eine geheime Nachricht, die den Zeitpunkt des Angriffs enthielt. Als der Zeitpunkt gekommen war, wurden die Feinde überrascht und konnten leicht besiegt werden. Jedes Jahr werden als Erinnerung an diesen Sieg Mondkekse gegessen.

Die Hebräer: Auch jüdische Familien begingen ein Erntefest, das Sukkoth genannt wurde. Sukkoth wird seit über 3000 Jahren im Herbst gefeiert. Sukkoth ist unter zwei Namen bekannt: Hag ha Succot, das Laubhütten-Fest, und Hag ha Asif, das Fest der Ernte-Einbringung. Sukkoth beginnt am 15. Tag des hebräischen Monats "Tishri", 5 Tage nach Yom Kippur, dem höchsten Feiertag im jüdischen Kalender.

Der Name "Sukkoth" geht zurück auf die Hütten ("succot"), in denen Mose und die Israeliten während ihrer 40jährigen Wanderung durch die Wüste lebten, bevor sie das Gelobte Land erreichten. Diese Hütten wurden aus Zweigen errichtet und waren leicht aufzubauen, auseinanderzunehmen und zu transportieren, während die Israeliten durch die Wüste zogen.

Um das Laubhüttenfest, das 8 Tage dauert, zu feiern, bauen die Juden kleine Hütten aus Zweigen, welche an die Hütten ihrer Vorfahren erinnern. Diese Hütten werden als vorübergehende Unterstände errichtet, da die Zweige nicht im Boden verankert werden. Die Dächer werden mit Laub gedeckt, mit Lücken, um das Licht hereinzulassen. In die Hütten werden Früchte und Gemüse gehängt, darunter Äpfel, Trauben, Getreide und Granatäpfel. Während der ersten beiden Nächte von Sukkot nehmen die Familien ihre Mahlzeiten in den Hütten unter dem Nachthimmel zu sich.

Ägypten: Die alten Ägypter feierten ihr "Erntefest" im Frühjahr, der ägyptischen Erntezeit, zu Ehren des Pflanzen- und Fruchtbarkeitsgottes "Min". Beim Min-Fest fand eine Parade statt, bei der der Pharao selbst teilnahm. Nach der Parade wurde ein großes Fest mit Musik und Tanz veranstaltet. Während die ägyptischen Bauern ihr Getreide ernteten, weinten sie und gaben vor, voll Trauer zu sein. Dies taten sie, um die Geister, von denen sie dachten, daß sie in dem Getreide lebten, zu überlisten. Sie fürchteten nämlich, daß die Geister böse würden, wenn die Bauern ihr "Heim" zerstörten.